Von der Jiaozhou–Jinan-Bahn bis zur stillen Stimme der Shandong-Küche

Am 26.08.25 Initiiert von Wenxi Zhang

Zeit: Dienstag, 26. August 2025, 18:30 Uhr
Ort: Hongkong Canteen
Adresse: Leonorenstraße 60, 12247 Berlin
Teilnahmebeitrag: 20 € (mit Menüverkostung), 5 € (ohne Menüverkostung), für Vereinsmitglieder kostenfrei
Menü: Dongping-Eisbein, Senfhuhn, Fleisch-Reisbrötchen, Blumenkohl im Wok, Gurkensalat, vegetarisches Schneeflocken-Dessert, Überraschungsgericht

Einführung

In Deutschland haben viele schon von der „frischen Schärfe“ der Sichuan-Küche oder der „raffinierten Eleganz“ der kantonesischen Küche gehört. Die Shandong-Küche hingegen scheint fast im Staub der Geschichte verschwunden zu sein. Dabei verbindet gerade sie eine besondere Geschichte mit Deutschland – mit der Hinterlassenschaft von Eisenbahn, Hafen, Bier und Militär.

Man nahm Arbeitskräfte und Ressourcen mit, doch nicht den Geschmack der führenden Schule der acht großen Küchen Chinas. Heute treffen wir uns in der Fremde, um nicht nur an diese Epoche kultureller Kollisionen zwischen China und dem Westen zu erinnern, sondern auch um den eigenen Geschmack der Zugehörigkeit wieder aufleben zu lassen: den Geschmack von Shandong.

Dieser Geschmack ist nicht nur ein sattmachendes Grundbedürfnis – wie Tomate mit Ei oder Huangmen-Huhn –, sondern trägt auch den Rhythmus und die Ordnung des Konfuzianismus in sich. Ich selbst nenne mich scherzhaft einen „kulturellen Geschäftsmann“ im Berliner Stadtteil Zehlendorf. Wenn wir uns nur an der Oberfläche mit dem Ruf der Shandong-Küche befassen, bleibt sie selbst dennoch frei und bodenständig – verborgen im Spiel des Feuers und eingebettet in Formen der Etikette.

Da das Restaurant dienstags geschlossen hat, laden wir euch herzlich zu einem besonderen Abend ein: ein Gespräch und eine Verkostung zugleich. Dieses Zusammenkommen durch Kulinarik ist Ausdruck unserer Heimatverbundenheit und unseres Heimwehs.

In Berlin – im alten Herzen des „Reiches“, am Schauplatz des Kalten Krieges und am neuen Endpunkt der Seidenstraße – wollen wir die Shandong-Küche nicht vergessen. Wenn ihr euch für das Zusammenspiel von Geschmack und Geschichte interessiert und Dienstagabend noch nichts vorhabt, dann seid willkommen: Probiert authentische Shandong-Speisen und sprecht mit uns über jene Spuren, die Deutschland in Shandong hinterließ.

Essen ist Kultur, die durch den Mund geht; Geschichte ist das stille Echo im Hintergrund. Hinter der Entwicklung der Shandong-Küche steht die Frage: Marktlogik – oder Identitätsverlust? Wir öffnen das Gespräch mit unseren Geschmacksknospen und verbinden Vergangenheit und Gegenwart durch Austausch.

Über den Referenten

Geboren in Tai’an (Shandong), studiert derzeit an der Freien Universität Berlin und der Ruhr-Universität Bochum mit Schwerpunkt Ostasienstudien und Sinologie. Seit vielen Jahren in Deutschland, aber nie losgelöst vom „Shandong-Magen“ und der Verbundenheit zur Heimat. Unterwegs zwischen Ruhrgebiet und Zehlendorf; selbsternannter „kultureller Geschäftsmann“, der einerseits den Sprachverlust der chinesischen Esskultur erforscht und andererseits im Restaurant „Mong Kok Garden“ den Geschmack von Shandong neu belebt.

Er ist überzeugt: Shandong-Küche ist nicht nur Geschichte – sie verdient es, wieder in der Welt gehört zu werden.