Patriarchale Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität | Sonderveranstaltung zur CSD-Woche 706 Berlin

Am 26.07.25 Initiiert von Wu Ke

📅 Datum
Samstag, 26. Juli 2025
19:30 – 22:30 Uhr

📍 Ort
Berlin Mitte
(Der genaue Ort wird nach erfolgreicher Anmeldung bekannt gegeben)

Hintergrund

Eine kürzlich veröffentlichte Mitteilung der Dalian Polytechnic University sorgte für hitzige Diskussionen im chinesischsprachigen Internet: Eine Studentin soll exmatrikuliert werden, weil sie laut Hochschulreglement durch einen „unangemessenen Umgang mit Ausländern die nationale Würde und den Ruf der Hochschule beschädigt“ habe.

Diese Formulierung rief heftige Reaktionen hervor und lenkte die Aufmerksamkeit auf moralische Urteile über Sexualität, strukturelle Geschlechterdiskriminierung, Kontrolle weiblicher Körper im Bildungssystem sowie auf rassifizierte und nationalistische Narrative im Kontext „grenzüberschreitender Sexualbeziehungen“.

Dieser Vorfall ist kein Einzelfall. Er ist exemplarisch für eine national-patriarchale Kultur, in der Machtverhältnisse durch Kontrolle von Körpern – insbesondere weiblicher Körper – stabilisiert werden.

Was ist „angemessen“?

Wer bestimmt das?
Wem wird moralisches Urteil überlassen – und wer wird verurteilt?
Wie trägt Sprache zur Konstruktion sexueller Moral bei?

Wenn jungen Frauen das Recht auf Bildung entzogen wird, weil sie angeblich „der Nation schaden“, während sexualisierte Gewalt durch Männer ignoriert oder gar gedeckt wird – müssen wir fragen:
Welche Rolle spielt Geschlecht in diesem Diskurs?

Im Juli, wenn in Berlin die Regenbogenfahnen wehen, reicht es nicht, nur sichtbar zu sein – wir müssen auch die tief verankerten Geschlechterverhältnisse hinterfragen, die sich in Sprache, Institutionen und Alltag manifestieren.

Am Tag des CSD laden wir euch zu einer öffentlichen Intervention mit aktivistischer und performativer Dimension ein.

Aus dekonstruktiver Perspektive hinterfragen wir das Konzept des „biologischen Geschlechts“ – ein scheinbar objektiver Fakt, der jedoch tief gesellschaftlich konstruiert ist.

Wir führen euch in das Konzept des Genderismus ein – ein Ansatz zur umfassenden Kritik an patriarchalen Geschlechterverhältnissen. Dabei betrachten wir verschiedene Formen von Geschlechterdiskriminierung:

Geschlechterbinarität

Geschlechterfixierung

Männlichkeitszentrierung

Heteronormativität

Mütterlichkeitsstereotype

Geschlechtsetikettierung

Wir brechen Tabus über „Sex“ auf und beleuchten patriarchale Objektivierung und symbolische Gewalt in der chinesischen Sprache – etwa durch Beleidigungen und Schimpfwörter – ebenso wie die Zwänge, die Patriarchat auch Männern auferlegt: Die Angst, „Männlichkeit“ zu verlieren.
Sprachliche Praktiken als Widerstand

Wir stellen alternative Begriffe und Sprachformen vor, wie z. B. das neu geschaffene geschlechtsneutrale chinesische Pronomen 㐌, sowie Neologismen wie „愱炉“, „英宏“ oder „化粧“.

Außerdem diskutieren wir Vorschläge für die Umgestaltung öffentlicher Toiletten und laden alle Chinesisch-Sprechenden ein, sich an einem kollektiven sprachlichen Widerstand gegen Genderdiskriminierung zu beteiligen.

Unsere Haltung

Wir freuen uns auf 㐌e Teilnahme – auf gemeinsames Zuhören, Perspektiven teilen und individuelle Erfahrungen ausdrücken.
Oder wie eine Stand-up-Comedian einst sagte:
„Hörst du das Lachen? Das ist das Geräusch von blutig wachsendem Fleisch.“

Ablauf

Einführung durch die Veranstaltenden

Gesprächsrunde mit Gäst:innen

Live-Q&A

Offene Diskussion

Teilnahmebeitrag

Allies (cis-hetero Männer): 10 €

Alle anderen 㐌: 3 €

Anmeldung
https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSe6D6zOFBVY0Ew8dsE5Ml5uGwxZgvpmYUMUBKtE8jHpKdSvfw/viewform

Veranstaltet von

Wu Ke
Pronomen: 㐌 (ZH) / they (EN) / * (DE)

Geboren in Peking. Promoviert in Interdisziplinären Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin, mit der Dissertation „Genderismus in chinesischen Sprachhandlungen“ (summa cum laude).
Zuvor MA in Europäischer Kulturanthropologie an der Philipps-Universität Marburg, BA in Soziologie.