Fußspuren hinter uns - Geschichte der Chinesen in Deutschland

Am 22.03.25 Initiiert von Yue Zhao

Das vergessene CHINATOWN
Die Geschichte der Chinesen in Deutschland ist geprägt von Abenteuern, Widerstandskraft und unermüdlichem Kampf – aber auch von tiefen Wunden. Selbst für viele ältere Generationen der chinesischen Gemeinschaft in Deutschland bleibt sie weitgehend unbekannt.

Seit dem späten 19. Jahrhundert machten sich die ersten chinesischen Arbeiter und Studierenden auf den Weg nach Deutschland, angetrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben und neue Möglichkeiten. In ihren Schritten spiegelten sich sowohl die Sehnsucht nach Freiheit und die Hoffnung auf eine vielversprechende Zukunft als auch die Unsicherheit in der Fremde und die Härten eines Lebens im Schatten der „Gelben Gefahr“ wider.

Die ersten dokumentierten Chinesen in Deutschland
Fung Asseng und Fung Ahok kamen im Jahr 1821 nach Deutschland. Zunächst verdienten sie ihren Lebensunterhalt, indem sie auf den Straßen verschiedener deutscher Städte den Bäcker und Performer Heinrich Lasthausen bei seinen Vorführungen unterstützten.

Später erhielten sie mit der Unterstützung des preußischen Königs Zugang zur akademischen Welt und trugen zur frühen Sinologie-Forschung in Deutschland bei. Sie arbeiteten später im Teepavillon des preußischen Königspalasts in Potsdam und gründeten dort Familien mit deutschen Frauen. Ihre zahlreichen Nachkommen leben bis heute in Deutschland und anderen Ländern. Ihre Geschichte ist weiterhin in lokalen Archiven und Museen dokumentiert.

Chinatown in St. Pauli, Hamburg
Ende des 19. Jahrhunderts kam eine immer größere Zahl Chinesen nach Deutschland, darunter Diplomaten, Studierende, Seeleute und Arbeiter. Bis in die 1920er Jahre bildete sich im Hamburger Stadtteil St. Pauli ein lebendiges Chinatown.

In dieser Gegend reihten sich chinesische Restaurants, Hotels, Spielhallen und Tanzlokale aneinander, und der Stadtteil war voller Leben. Viele Chinesen gingen Partnerschaften mit Deutschen ein und gründeten interkulturelle Familien. Doch all dies wurde während der Nazi-Zeit 1944 vollständig zerstört.

Das Verschwinden von Chinatown
Während des Zweiten Weltkriegs verfolgte die Nazi-Regierung die Chinesen kontinuierlich und startete 1944 die groß angelegte „Chinesenaktion“, bei der mehr als 130 Chinesen verhaftet und in Arbeitslager deportiert wurden, wo sie schwer misshandelt wurden. Auch einige deutsche Partner wurden gefoltert und zwangssterilisiert. Ein Jahr später überlebten nur 30 Menschen.

Nach dem Krieg verloren diese Chinesen ihre Geschäfte und ihr Eigentum, und Chinatown verschwand endgültig. Bis heute hat die deutsche Regierung diese Geschichte der Verfolgung der Chinesen durch die Nazis nicht offiziell anerkannt und keine Entschädigung für die Überlebenden und ihre Familien gezahlt.

Diese Veranstaltung ist nicht nur ein Rückblick auf die Geschichte, sondern auch ein Gespräch über die Gegenwart. Wir haben die Sozialarbeiterin Zhao Yue eingeladen, die eine starke emotionale Bindung zu dieser Geschichte der Chinesen in Deutschland hat. Lassen Sie uns gemeinsam mit ihr einen Blick zurückwerfen, um die Spuren der Vergangenheit zu erkennen – nicht um stehen zu bleiben, sondern entschlossener weiterzugehen.

Yue Zhao
Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin/Mutter eines 3-jährigen Kindes/12 Jahre in Deutschland/Master in Waldschutz
Zhao Yue wird bald ihren Abschluss an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) machen und ist eine der Mitbegründerinnen der internationalen Plattform für Konferenzen AFORPOLIS (Afrikanische Waldpolitik und -politik).

Ursprünglich widmete sie sich der Doktorandenforschung (internationale Waldpolitik) und der Arbeit in einer Non-Profit-Organisation. Doch im Februar 2020, als die COVID-19-Pandemie den deutschen Verkehr zum Erliegen brachte, gab es eine unerwartete Pause, die ihr erstmals die Gelegenheit gab, wirklich innezuhalten und nachzudenken: „Muss ich diese Arbeit wirklich weiterführen?“ „Will ich 30 Jahre in diesem Bereich bleiben?“ Die Antwort war nein. Innerhalb einer Woche traf sie die Entscheidung, ihre Doktorarbeit aufzugeben, das Stipendium und den Vertrag zu beenden und stattdessen einen Bachelorabschluss in Sozialer Arbeit zu machen. Von diesem Moment an ging sie entschlossen den Weg, der ihr selbst treu war, auf dem sie auf sich hörte, sich selbst sah, sich selbst liebte und auf eine introvertierte Weise eine Verbindung zu anderen und der Welt aufbaute.

Im Herbst 2020 begann sie, systematisch die Funktionsweise der deutschen Gesellschaft zu studieren, von Psychologie, Soziologie, Recht, Medizin und Politik bis hin zur Geschichte. All dies ließ ihre Leidenschaft konkreter werden: die Neugier auf soziale Entwicklung, die Liebe zur Verbindung zwischen Menschen, das Streben nach der Befreiung der menschlichen Natur und der Ermächtigung sowie die Förderung der Basisdemokratie. Aber am wichtigsten war, dass sie das Verantwortungsgefühl für das geistige Wohl ihrer chinesischen Mitbürger klarer erkannte. In diesem Land müssen wir unsere Situation verstehen, einen Platz finden und lernen, wie wir uns selbst schützen können.

Kurz vor den deutschen Wahlen spürte sie eine starke Angst – die gesellschaftliche Diskussion über die Migrationspolitik ähnelte erschreckend der öffentlichen Meinung in der Weimarer Republik und im nationalsozialistischen Deutschland. In einem Projekt gegen antichinesische Diskriminierung an ihrer Universität führte sie eine historische Studie über Chinesen in Deutschland durch, die ihr noch klarer vor Augen führte: Wenn sich die Gesellschaft ohne Intervention weiterentwickelt, könnte diese Art der Ausgrenzung bestimmter Gruppen letztlich in extremere Szenarien münden. Doch gleichzeitig wusste sie auch: In einem demokratischen Land haben wir das Recht, unsere Stimme zu erheben, und wenn wir die Geschichte kennen, haben wir die Wahrheit in der Hand. Diese Wahrheit kann die Kraft sein, die uns schützt.

Dies war auch der Anlass für sie, diese Veranstaltung ins Leben zu rufen – sie möchte, dass diese vergessene Geschichte von mehr Menschen erkannt wird, und hofft, dass die Teilnehmer nicht nur Wissen, sondern auch ein Gefühl der Stärke und Zugehörigkeit gewinnen. In Zeiten der Unruhe sollten wir nicht allein sein, sondern gemeinsam.

Programm
⏱️Zeit
Samstag, 22. März 202518:00-20:00
🗺️Ort
NBZ BrunnentreffBrunnenstraße 145 10115 Berlin
🗨️Ablauf
18:00-18:30
Eisbrechersitzung
18:30-19:30
Geschichte und visuelle Geschichte der frühen Chinesen
19:30-20:00
Interaktive Spiele
20:00-21:00
⚖️Eintritt
3€
(Kostenlose Anmeldung für Verbandsmitglieder)
👐🏼Teilnehmerzahl
25 Personen
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